Kirche St. Michael Lutzingen (Foto: VG Höchstädt)
Kirche St. Michael Lutzingen (Foto: VG Höchstädt)

Lutzingen, Kirche St. Michael

Die Pfarrei Lutzingen reicht bis ins hohe Mittelalter zurück. In einer Urkunde ausgestellt vom Augsburger Bischof Hartmann, dem letzten Sproß des Dillinger Grafengeschlechts, am 21. Juli 1264, tritt der Pfarrer Conrad von Lutzingen als Zeuge auf. Der Kirchensatz der Pfarrei Lutzingen gehörte wohl ursprünglich den staufischen Königen und kam später über die Edelherren von Lobenhausen im Jagsttal, Nachkommen der Grafen im Maulachgau, vor 1298 an die Grafen von Hohenlohe. Von ihnen gelangte er an die Herren von Bach, die ihm 1329 das Zisterzienserinnen Kloster Zimmern im Ries schenkten, das er bis zur Reformation besaß.

Auch das Patrozinium St. Michael weist auf ein hohes Alter der Pfarrei hin, und die Vermutung liegt nahe, dass sich in Lutzingen genauso wie im nahen Bergheim (ebenfalls St. Michael als Kirchenpatron) Reichsgut befand, dessen Rest, ein Hof und 6 Huben, aus staufischem Besitz durch die Konradinische Erbschaft in bayerischen Besitz überging.

Kirche aus dem 17. Jahrhundert

(Foto: Ute Kornmann-Höß)

Die Lutzinger Pfarrkirche ist in den Jahren 1677 bis 1680 von dem Baumeister Georg Dauner von Bissingen im Kesseltal gebaut worden. Sie fällt durch die doppelgeschossige Anordnung der Fenster auf, welche wohl darauf zurückzuführen ist, dass das Langhaus der Kirche in den Jahren 1766 bis 1768 erhöht und um ein Joch nach Westen verlängert wurde. Die Bauleitung hatte Maurermeister Simon Rottmüller aus Höchstädt. Der Innenraum besticht durch die Lichtfülle, und den eleganten Stuck (1767), der wohl dem Lutzinger Meister Bartholomäus Hoiss zuzuschreiben ist. Prunkstück des Gotteshauses ist das große, in warmen Farbtönen gehaltene Deckengemälde, das sich über die gesamte Deckenfläche erstreckt und dem bekannten Lauinger Maler Johann Anwander zuzuschreiben ist. Auf ihm ist St. Michael als mächtiger, himmelweisender Schutzgeist der Gerechten beim Vollzug des letzten Gerichts dargestellt.

Die Lutzinger Landkirche ist, wenn man Namen und Herkunft der Handwerker und Künstler überprüft, ein Musterbeispiel für das hohe Leistungsvermögen des bodenständigen Kunstschaffens der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Bügelkrone im Lutzinger Wappen erinnert daran, dass zur Stauferzeit hier königlicher Besitz war, weist aber zugleich auf das segensreiche Wirken des Lutzinger Pfarrherrn Martin Königsdorfer hin, den Bruder des letzten Abtes von Hl. Kreuz in Donauwörth Cölestin Königsdorfer. Pfarrer Königsdorfer war am 20. Oktober 1752 zu Flozheim bei Monheim geboren, übernahm 1795 die Pfarrei Lutzingen, versah ab 1803 die Kämmererwürde und von 1820 an das Dekanatsamt im Kapitel Höchstädt. Bereits ein Jahr nach seiner Resignation starb er am 7. März 1835 in Lutzingen. Anerkennung verdient seine schriftstellerische Tätigkeit. Er gab zahlreiche, populär gehaltene chetische Schriften heraus, die z. T. mehrere Auflagen erlebten. Der berühmte Bistumshistoriker Anton von Steichele berichtet über ihn: „Er war ein frommer, eifriger, einsichtsvoller Mann, eine Zierde im Klerus des Bistums Augsburg.“

Text: Anton Michael Seitz

Kirchenrenovierung in Lutzingen 2005 – 2006

Von Mai 2005 bis Februar 2006 wurde die Pfarrkirche St. Michael renoviert. Notwendig wurde dies, weil die Außenfassade eines neuen Anstrichs bedurfte. Zusätzlich wurden bei der Untersuchung des Dachstuhls schwere Schäden durch eindringendes Regenwasser festgestellt. Unter anderem war der Mauerbalken, auf dem der Dachstuhl aufsitzt, auf beiden Seiten des Langhauses fast auf der ganzen Länge morsch. Auch das wertvolle Deckenfresko (Maß: 7 x 18 m) im Langhaus hatte sich gelockert und musste durchgreifend gesichert werden. Dazu war 10 Monate ein Stützgerüst im Innenraum notwendig. Diesen Kraftakt meisterte die Lutzinger Pfarrgemeinde mit großzügigen Geldspenden und viel Eigenleistung. Nun steht die Kirche mit rosafarbener Fassade wieder als schmuckes Bethaus im Dorf.

Text: Stefan Schretle